Nachdem das Schulleben meiner Jungs meistens steinig ist und immer mal wieder Kampf mit dem System bedeutet, muss ich doch auch mal das Positive schreiben.
Und das handelt von der kleinen Madame. Wie die meisten von euch ja wissen, hat sie eine auditive Wahrnehmungs- und Verabeitungsstörung und geht deswegen auf eine Förderschule Hören/Kommunikation.
Der Weg dahin war mit vielen Zweifeln belegt, weil die Diagnose kurz vor Einschulung kam und uns dann die Zeit komplett davon lief. Wegen Formfehler im Arztbrief wurde sie dann von der Schule auf Förderschwerpunkt Sprache statt Hören getestet. Entsprechend "gut" fiel dieses Gutachten aus.
Dennoch wurde sie aufgenommen und dort eingeschult.
Der Schweregrad ihrer Störung kam erst durch diese Schule genau zu Tage. Und auch die psychischen Folgen, die sich bis dahin bei ihr gebildet hatten.
Vor zwei Wochen hatte ich Elternsprechtag. Sie ist inzwischen drei Jahre dort, aber wegen Eingangsjahr in der zweiten Klasse. Der Elternsprechtag war mein persönliches Highlight seit Einschulung meiner Drillis.
Die beiden Hauptlehrerinnen erzählten mir beide nur davon, wie gut sich meine kleine Kämpfertochter entwickelt hätte. Grade das letzte Dreivierteljahr hat solche Entwicklungssprünge bei ihr gehabt, die jetzt voll zum Tragen kommen.
Rein schulisch ist sie top und ein gute Schülerin.
Von der Hörstörung her hat sie sich auch gut weiter entwickelt. Sie hat nach wie vor gewisse Probleme, die aber dort kaum eine Rolle spielen.
Was am gravierendsten ist, ist ihre Entwicklung in psychischer Hinsicht. Ihre Lehrerin war einfach nur begeistert darüber, dass dieses ehemalige schüchterne, immer stille und gerne verweigernde Kind nun ein Rückgrat hat. Sie hat sozusagen ein dickes Fell entwickelt, steht zu ihrer Störung und geht nun souverän damit um.
Sie würde für andere Schüler eintreten und das mittlerweile durchaus laut, sorgt immer und zuverlässig für Fairness im Klassenzimmer.
An der Stelle musste ich echt lachen. Aber sowohl der Lehrerin als auch mir war immer klar, dass weder sie mein Kind zuhause kennt noch ich ihre Schülerin. Denn zuhause war meine Madame immer laut. Das leise und zurückhaltende Kind der Schule kannte ich kaum.
Jetzt zumindest kennt die Lehrerin auch das Kind, das ich zuhause habe. Und sie findet das knuffig.
Ihre Entwicklung ist ingesamt so positiv, dass sie, wenn wir das wollten, durchaus zur Regelschule wechseln könnte. Diese Aussage wurde aber unter Vorbehalt getroffen angesichts der eher schlechten Situationen in den Regelschulen. Insofern sind wir uns einig, dass meine Tochter die Grundschulzeit weiter in der Förderschule durchläuft.
Sie profitiert nicht nur von der ausgezeichneten Förderung dort, sondern grundsätzlich von der Schulform. Diese ist, was ich wegen der Jungs immer vergleichen kann, wesentlich gründlicher, wesentlich mehr in die Tiefe gehend und näher am individuellen Kind.
Manchmal, es ist irgendwie schizophren ( #schäm), wünschte ich mir, die Jungs hätten auch so eine Störung. Es würde ihnen schulisch gesehen besser gehen, wenn sie auch in den Genuss dieser Schule kämen.
Aber ich genieße es grade einfach nur, dass unser bisher auffälligstes Kind so problemlos in der Schule ist.
Gruß