Hallo,
jetzt habe ich lange überlegt, in welches Unterforum ich das schreiben soll, ich mache es hier, weil es mehr um mich geht als um mein Baby, denke ich. Wird etwas länger ...
Ich fand, engegen aller landläufigen Aussagen, dass mein Baby anfangs nicht viel geschrien hat. Und wenn, konnte ich gut damit umgehen. Das hat sich schleichend gewandelt. Und ich komme nun an manchen Tagen kaum klar, habe keine Lust rauszugehen etc., weil ich mich vor dem Schreien fürchte. (Eigentlich ist es seit dem letzten großen Wachstumsschub mit ca 11 Wochen so).
Mein Knuffelchen schreit – außer beim Einschlafen an der Brust – immer vor dem Einschlafen. (Schnuller nimmt er gar nicht (mehr)). Auch im Tuch, auch wenn ich mich dabei bewege. Ich habe schon abklären lassen, ob er eventuell Schmerzen hat, etwa im Halsbereich, weil es eben beim Tragen so ist. Aber alles in Ordnung. Ich vermute, es ist eine wilde Mischung von Gründen: Er ist sehr fit, saugt die Welt in sich auf, das überfordert ihn aber oft; er lässt sich nicht ablegen, wehrt sich gegen den Schlaf (wenig Selbstregulation) ..., jetzt kommen auch noch Zähnchen dazu, so langsam.
Ich wollte ja von mir schreiben
Noch vom Großen kenne ich vieles zum Thema Schreien. Immer wieder wurde mir der Zusammenhang erklärt, dass sich meine Anspannung auf mein Baby übertrage, wenn es in meinen Armen schreit und ich mich nicht entspannen kann. Mein Problem ist im Moment, dass ich all diese Dinge im Kopf habe, sie mir aber nicht helfen, sondern mich noch mehr quälen, weil ich davon ganz ekelhafte Schuldgefühle bekomme. Nach dem Motto: Du kannst dich nicht entspannen, es liegt an dir, dass dein Baby so viel schreien muss, weil du ihm nicht hilfst, weil du gestresst bist.
Also, typische Situation, Baby zeigt Müdigkeit, ich nehme ihn ins Tuch, beim Einbinden schreit er (nahezu immer, ich war schon bei der Trageberatung, die mir aber bestätigt hat, dass ich das wirklich gut kann), ich rede beruhigend mit ihm, gehe auf den Pezziball, er schreit, ich merke, dass ich mich nicht auf etwas anderes konzentrieren kann, bekomme Zweifel, ob ich gut gebunden habe: "... Sitzt er bequem, nicht zu locker, nicht zu fest, alles ok, warum schreit er dann? Ich mache doch, was ich kann, liegt es an mir, bin ich zu angespannt?!" Wahlweise kommt noch: Er ist doch ein Tragling? (Kiwa wird massiv abgelehnt); wieso mag er dann das Tuch nicht? Getragene Kinder schreien doch weniger?! Etc.
Also, im Grunde bekomme ich in solchen Situationen massive Grübelattaken und verliere mich total. Wie komme ich wieder in meine Mitte?
Habt Ihr Tipps?
Wie "entspannt" Ihr Euch, wenn Eure Babys schreien? Was macht Ihr, woran denkt Ihr, wie schafft Ihr es, Euch keine Sorgen zu machen, nicht an Euch zu zweifeln?
Passiert das alles in der Öffentlichkeit, was der Fall ist, da ich jeden Nachmittag meinen 4-jährigen aus dem Kindergarten hole, geht es mir noch mieser. Nach außen hin wirke ich glaube ich ganz ruhig, aber innerlich würde ich am liebstem in Boden versinken. Ich komme mit dem Angestarrt-werden nicht klar, unfreundliche Blicke, schlaue Kommentare ... Manchmal denke ich schon, würde ich mein schreiendes Baby schieben und nicht tragen, wären die Leute freundlicher, weil es "normaler" ist ... Aber Schieben ist keine Option, das Schreien würde nicht mehr aufhören. Beim Tragen schläft er ja dann irgendwann friedlich ...
Wenn ich mir das alles anschaue, dann ist es so, dass in diesen Situationen meine ganze Verzweiflung aus der Babyzeit mit meinem Großen hoch kommt. Ich hatte eine langwierige postpartale Depression – und war überzeugt, keine gute Mutter zu sein und dass es ein Fehler war, überhaupt Mutter geworden zu sein. Ich habe das alles therapeutisch aufgearbeitet, bin auch im Moment nicht depressiv, ... aber überfordert, traurig, und da triggert mich immer noch etwas.
Ach, ich wäre froh über ein paar hilfreiche Gedanken oder beruhigende Strategien, Mantras ... 
Liebe Grüße
Ginko
EDIT: Buchstaben vergessen